Zimmer auf der Straße

2018 startete die Caritas eine weitere Initiative, um dem Mangel an Wohnraum in Deutschland den Kampf ansagen. Mit der Aktion “Zimmer auf der Straße” förderte die Caritas ihr Vorhaben, ein Zuhause für jeden zu schaffen. Die Kampagne “Zimmer auf der Straße” dient also der Großkampagne “Jeder Mensch braucht ein Zuhause”, welche sich dafür einsetzt, dass nicht nur genügend bezahlbarer Wohnraum vorhanden ist, sondern auch, dass unterschiedliche Bevölkerungsgruppen im Alltag aufeinander treffen können. Die Caritas will also nicht nur leistbare Wohnungen bieten, sondern auch die Vielfalt an Menschen innerhalb der Städte zu bewahren.

Hintergrund

Obwohl Deutschland ein wohlhabendes Land ist und nur wenige Obdachlose zu verzeichnen hat, gibt es durchaus ein Wohnproblem. Gerade Familien und sonstige Geringverdiener leiden unter Mietpreissteigerungen, dem Mangel an familiengerechten Wohnräumen und der damit verbundenen mangelnden Lebensqualität. Die Caritas ist ein Verein, der sich besonders Menschen in Not widmet. Hierzu zählen auch diverse Initiativen, um die Wohnungssituation in Deutschland für Geringverdiener und Familien zu verbessern. Gleichzeitig möchte die Caritas über die Probleme diesbezüglich aufklären, Diskussionen rund um das Thema ankurbeln und Lösungsvorschläge besprechen. 

Zu den Problemen des Wohnraummangels gehört in erster Linie die daraus resultierende mangelnde Lebensqualität der betroffenen Personen. Familien, zum Beispiel, haben spezielle Bedürfnisse, die sowohl die Eltern als auch die Kinder betreffen. So brauchen Kinder einen Rückzugsort, aber eben gleichzeitig auch einen sozialen Raum, um mit anderen Kindern zu interagieren und ihr Sozialverhalten bestmöglich zu entwickeln. Eltern brauchen ebenfalls ihren Rückzugsort und genügend Möglichkeiten, mit ihren Kindern in der Nähe des Wohnraums geeignete soziale Aktivitäten zu finden. Es muss also auch eine gewisse Infrastruktur gegebenen sein. Viele angebotene Wohnräume, besonders in einer unteren Preisklasse, können diesen Anforderungen nicht gerecht werden.

Das Hauptproblem liegt jedoch bei der Finanzierung. Der Wettbewerb am Immobilienmarkt wächst stetig, wodurch es auch zu Preissteigerungen kommt. Diese sind jedoch weder für Familien noch für Geringverdiener zu bewältigen. Als Folge bleiben viele dieser überteuerten Wohnräume leer, während Familien und Geringverdiener gezwungen sind, in kleinen, ihren Bedürfnissen nicht angepassten Unterkünften unterzukommen. Gleichzeitig verbleiben die teuren Wohnobjekte unbewohnt an Ort und Stelle, wodurch sie unnötig Platz verschwenden. Auch die soziale Vielfalt innerhalb der Stadtviertel wird dadurch geschädigt.

All diesen Problemen nimmt sich die Caritas mit ihren Kampagnen und Initiativen an. Zudem dienen diese Probleme als Ausgangspunkt für die Aktion “Zimmer auf der Straße”.

Was passiert bei “Zimmer auf der Straße”

Mit “Zimmer auf der Straße” widmet sich die Caritas einem völlig neuen Ansatz zur Lösung des Wohnraumproblems. Dieser Ansatz basiert darauf, eine Plattform für Begegnung und Diskussion zu schaffen. Hierfür wird also eine direkte Konfrontation von Passanten mit der Wohnsituation von diversen Bevölkerungsgruppen erstellt. Die Poster, die für diese Aktion verwendet wurden, zeigten als Fallbeispiele einen Student, einen Rentner und eine Familie. Für die Umsetzung sollen ähnliche Szenarien entstehen. Freiwillige bauen sich Zimmer auf der Straße, zum Beispiel ein Kinderzimmer, eine Küche oder ein Wohnzimmer. Personen wohnen in diesen Zimmern, welche auf der Straße stehen. Natürlich wohnen sie nicht wirklich in diesen offen Zimmern, sondern dienen der Veranschaulichung und somit als eine Art Metapher für das Leben von vielen Geringverdienern und Familien. Durch das Platzieren der Zimmer auf offener Straße bekommt das Thema eine neue Aufmerksamkeit von Helfern, Passanten und Besuchern. Außerdem zeigt “Zimmer auf der Straße” auch, dass der mangelnde Wohnraum oder auch die mangelnde Lebensqualität der Mitmenschen direkt in der Nachbarschaft stattfinden kann und keineswegs ein Problem ist, welches sich weit entfernt vom eigenen Wohnraum abspielt. Durch diesen schon fast nachbarlichen Ansatz wird es den Menschen ermöglicht, sich gezielt mit diesem Problem zu konfrontieren und auseinanderzusetzen. Passanten erhalten einen Einblick darin, wie ihre Nächsten zum Teil leben müssen. Gleichzeitig klären die Bewohner der “Zimmer auf der Straße” über die Ursachen, Probleme und Lösungsansätze ihrer jeweiligen Situationen auf. Somit wird auch die Diskussion über dieses Thema angeregt und es können weitere Ideen ausgetauscht werden. 

Wer kann helfen

Das Tolle an den Caritas-Aktionen ist, dass so ziemlich jeder mitmachen kann. Egal ob jung oder alt, als Familie oder Einzelperson, als Paar oder als Freunde – jeder kann seinen Beitrag leisten und auf das Wohnproblem aufmerksam machen. Zudem gibt die Caritas wenig Vorgaben, sodass jede Gruppe oder auch jede Person für sich entscheiden kann, welches Zimmer dargestellt werden soll und welche Art von Plattform es bieten soll. Außerdem können Helfer auch Organisationen oder sonstige potentielle Partner ansprechen, die die Aktion weiter fördern und unterstützen. Dies können zum Beispiel Schulen, Pfarrgemeinden oder Wohnungsbaugenossenschaften sein.

Die Umsetzung

Der wohl wichtigste Punkt ist, wie sich das “Zimmer auf der Straße” denn nun umsetzen lässt. Schließlich kommt einiges zusammen, was organisiert und bespielt werden muss. Die Caritas gibt den Helfern alle nötigen Freiheiten, denn schließlich sollen so viele wie möglich mitmachen und auch Interesse daran haben, sich mit dem Thema genauer zu befassen sowie andere darauf aufmerksam zu machen. 

Möbel

Zunächst einmal kommt der wohl logischste Punkt, nämlich die Möbel. Diese müssen gefunden und zum Stellplatz geliefert werden. Genutzt werden können jedenfalls alle Möbel, die Helfer auftreiben können. Egal ob Stuhl, Lampe, Badewanne – jedes Möbelstück kann Teil eines Zimmers werden. Zusätzlich können sich Helfer auch an die Gemeinde wenden und nach Spenden fragen. Auch Freunde und Bekannte könnten eventuell Möbel haben, die sie nicht mehr brauchen. Helfer können sich aber auch an größere Unternehmen wenden, wie zum Beispiel Möbelhäuser. Diese haben oftmals Ware mit Fehlern, weshalb sich diese nicht verkaufen lässt.

Bezüglich des Transports gibt es ebenfalls alle möglichen Varianten. Über die sozialen Medien können Helfer weitere Helfer zum Tragen der Möbel gewinnen. Helfer können ebenso auf Transportunternehmen oder auch die Caritas zurückgreifen. Die Caritas verfügt über ein gut aufgestelltes Netzwerk, wobei sich der ein oder andere Partner für den Transport durchaus finden lässt.

Art des “Zimmers auf der Straße”

Als nächstes sollten sich die Helfer überlegen, was ihr Zimmer bewirken soll. Hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten. Da wäre zum Beispiel der Informationsstand. Hier können Flyer ausgeteilt werden, die genauer auf die Aktion sowie das eigentliche Problem des Wohnraummangels eingehen. Zudem können die Möbel ebenfalls aktiv für die Vermittlung von Informationen genutzt werden. An die Möbel können Zettel mit Fakten bezüglich des Themas “Wohnen” geklebt werden. Diese Fakten klären Besucher und Passanten kurz und knapp über die wichtigsten Daten zum Thema “Wohnen in Deutschland” auf. Die Fakten können also Zahlen über den Mangel an Wohnungen sein oder auch die Probleme jener, die unter den teuren Mietpreisen leiden, stichpunktartig wiedergeben. 

Eine andere Variante wäre, das Zimmer auf der Straße als Diskussionsstand zu nutzen. Hierbei können Helfer sich aktiv mit Besuchern unterhalten und zugleich auch Besucher untereinander zur Diskussion anregen. Die Helfer können also auch als eine Art Schauspieler fungieren, indem sie dem Szenario durch Rollenspiele ein wenig mehr Leben einhauchen. Andersherum können auch Besucher dazu gebracht werden, sich mit den Möbeln, die sie vorfinden, zu arrangieren und Mängel oder Wünsche zu äußern. Alternativ könnte sich daraus auch eine Podiumsdiskussion entwickeln. Die Möglichkeiten sind vielfältig; die Helfer können sich also von einer Reihe an Ideen zum Nutzen des Zimmers bedienen. 

Die dritte Variante wäre, das Zimmer als eine Art Workshop-Raum zu nutzen. Für Kinder könnten Helfer Bastel – oder auch Malaktionen anbieten, wobei Kinder dazu aufgefordert werden, ihr Traumzimmer zu malen. Außerdem können Kinder auch ihr Traumzimmer basteln und somit auch nochmal deutlich machen, welche Bedürfnisse Kinder für das Wohnen haben. Oder Helfer laden Besucher und Passanten dazu ein, sich gemeinsam zu überlegen, wie die eigene Gemeinde oder auch das eigene Stadtviertel das Wohnen besser machen können. Auch hier gibt es also verschiedene Möglichkeiten.

Ort der Ausstellung

Soweit, so gut. Die letzte Frage ist dann, wo die “Zimmer auf der Straße” stehen soll. Zugegeben, mitten auf der Autobahn oder Landstraße ist natürlich schlecht und zudem nicht der Sinn der Aktion. Helfer sollten also möglichst einen häufig von Menschen besuchten Ort auswählen. In einer Stadt bietet sich eine Fußgängerzone an. Alternativ können aber auch ein Marktplatz, ein Schulhof, ein Foyer oder die Pfarrgemeinde als potentielle Orte der Ausstellung des Zimmers dienen. Letztlich hängt es auch etwas davon ab, welchen Nutzen ein Zimmer haben soll. Für ein Diskussionsforum eignet sich eine Fußgängerzone besser als ein Schulhof. Die Workshop-Funktion wiederum eignet sich hervorragend für Orte, wo viele Kinder sind, wie zum Beispiel eine Kindertagesstätte.

Weitere Umsetzungsfaktoren

Natürlich lassen sich die Zimmer auf der Straße nicht einfach so platzieren. Gerade in öffentlichen Bereichen müssen gegebenenfalls die notwendigen Genehmigungen der Gemeinde oder Stadt eingeholt werden. Bei der Antragstellung können noch weitere Faktoren ins Spiel kommen, wie zum Beispiel die Dauer für das Ausstellen eines Zimmers. Wichtig ist, dass die dafür zuständigen Ämter rechtzeitig kontaktiert und die Unterlagen dementsprechend zusammengetragen werden.

Ziel der Aktion

Das Ziel der Aktion “Zimmer auf der Straße” ist, eine andere Art der Diskussion und Aufmerksamkeit zu dem Wohnungsproblem in Deutschland zu schaffen. Hierfür sollen durch freiwillige Helfer, Schulen, ganzen Gemeinden und sonstigen Unterstützern Möbel auf öffentlichen Plätzen gestellt und bespielt werden. Dadurch entstehen die “Zimmer auf der Straße”, die wiederum als Diskussionsforum oder auch als Workshop-Stätte fungieren sollen. Dadurch soll die Thematik rund um die problematische Wohnungssituation für Geringverdiener und Familien in Deutschland eine neue Aufmerksamkeit erhalten. Außerdem sollen dadurch neue Lösungsansätze diskutiert und das Problem mehr an die Öffentlichkeit gebracht werden. Die Caritas ist bemüht, mit Aktionen wie dieser der teils mangelhaften Wohnsituation für Geringverdiener und Familien mehr Aufmerksamkeit zu schenken, sodass Lösungsvorschläge auch schnellstmöglich umgesetzt werden können.  Darüber hinaus dienen Aktionen wie “Zimmer auf der Straße” dem Zweck, der Öffentlichkeit die Probleme anderer Personen nahe zu bringen und zu zeigen, dass dieses Problem auch in der unmittelbaren Nachbarschaft auftreten kann.